Ein virtueller Seminarraum

 

Manchmal fällt einem gerade nichts passendes ein. Das sind die kreativen Momente.

 

Mein Name ist Dr. Hartwig von Schubert, evangelischer Theologe, Jg. 1954. Ich hatte die Idee zur diesem digitalen Seminarraum im Sommer 2016 zum Abschluss meines Seminars zum Thema "Religiöser Pluralismus und säkulares Recht" an der Universität Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften. Das Seminar mit über 50 Studierenden, denen es Freude gemacht hat, einmal eigene Gedanken zu entwickeln, hat wiederum mir viel Freude gemacht. Warum nicht einen kleinen Seminarraum im Netz anbieten für alle Interessierten auch über den üblichen akademischen Betrieb hinaus? Mal sehen, was daraus wird.

 

 

Näheres zu meiner Person bei Wikipedia.

 

Wer die Entwicklung dieses Seminarraums finanziell unterstützen möchte:

Dr. Hartwig von Schubert

IBAN: DE79 7202 0700 2485 1927 00

BIC: AUGBDE77XXX (Augsburger Aktienbank, Bayern)

St.Nr. 42 221 02869 (keine steuerliche Gemeinnützigkeit)

 

Hamburg, im August 2016

 

 

Das Bild zeigt die archäologische Ausgrabung der Platonischen Akademie im Athener Stadtteil Akadimia Platonos.

(Quelle: Tomisti - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4792689)

 

 

Etwa um das Jahr 388 v. Chr. kaufte Platon einen dem athenischen Heros Akademos geweihten Olivenhain namens Akademeia (altgriechisch: Ἀκαδήμεια / Ἑκαδήμεια) und begann dort einen Lehr- und Lernbetrieb, von dem alle Akademien der Welt bis heute ihren Namen geerbt haben. Ein solcher Ort soll auch dieser Platz im Netz sein, oder wenigstens einer der kleineren Seminarräume darin.

 

Als protestantisches Seminar steht dieser digitale Raum in einer der großen neuzeitlichen Traditionen, die für die Freiheit des Individuums eintreten. Diese Freiheit ist nicht die Freiheit auserwählter Privilegierter, sondern die aller Menschen. Deshalb braucht man schon etwas Zeit, um das mit der Freiheit richtig zu verstehen:

 

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Martin Luther in der Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" von 1520

 

Einerseits widersprechen sich die beiden Sätze, aber der Widerspruch löst sich auf, wenn der Christenmensch, an dem hier exemplarisch über Freiheit geredet wird, sich in aller Freiheit dazu entschließt, nicht mehr sich selbst zum Maß und Zweck aller Dinge zu setzen, sondern in Liebe allen seinen Nächsten zu dienen wie sich selbst. Seit den jahrhundertelangen leidvollen Erfahrungen mit Absolutismus, Totalitarismus und Terror wissen wir heute, dass die geistige Freiheit nur dann auch politisch werden kann, wenn das Recht jedes Menschen geachtet wird. Das beginnt mit dem Recht, überhaupt Rechte zu haben. Vor allem diesem Gedanken und seinen Konsequenzen ist diese kleine Seminarbetrieb gewidmet.

 

Der Besucher dieses digitalen Seminarraums findet hier eine Reihe von gesellschaftlich und politisch bedeutsamen philosophisch - theologischen Essays. Sie nehmen Themen der gesellschaftlichen und politischen Praxis auf, schlagen den Bogen über human- und sozialwissenschaftliche Theorien zu Philosophie und Theologie und von dort wieder zurück zur Praxis.

 

Das Wesen des Politischen ist, Zwecke zu setzen: je höher der Zweck, desto folgenreichender für die Menschen, desto höher auch die Erwartungen an die Kraft der Vernunft in der Politik. Soll Politik nicht im letzten dem Frieden, der Freiheit und der Gerechtigkeit dienen?

 

Kann sie das aber? Kann Politik vernünftig sein? Das erschweren zum einen die Kräfte der Unvernunft und der Gegenvernunft. Aber auch die Vernunft selbst in Gestalt seriöser Wissenschaft fordert, sich aufs Detail zu beschränken. Nur so können Hypothesen und Theorien streng kontrolliert werden. Das aber erschwert das Denken in größeren Zusammenhängen.

 

Um Vernunft in der Politik ringt deshalb eine nicht mehr überschaubare Zahl von Medien, Politikberatern, Interessengruppen, Lobbyisten und Think-Tanks. All diese Stimmen sind wichtig und müssen gehört werden, jeder kann und muss sich in diesem Konzert selbst ein Urteil bilden. Unser kleiner, aber hoffentlich feiner Treffpunkt im Netz fügt diesem Konzert nun keine weitere Stimme hinzu. Denn es geht hier nicht um das aktuelle Tagesgeschehen, auch nicht um die sogenannten Hintergrundinformationen. Um ein Bild aus dem Mannschaftsport zu bemühen: Wir befassen uns mit grundlegenden Spielregeln und trainieren Standardsituationen.

 

Es geht um die Diskussion der philosophischen und theologischen Grundlagen in der alltäglichen Suche nach Orientierung. Oder ein Bild aus der Neurologie: Die Essays bilden so etwas wie synaptische Kreuzungen, von denen her und auf die hin sich Diskussionsforen bilden können, jeweils gegliedert wie die Regionen einer Mind-Map.